Hardcover. Zustand: gut. 2004. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.a. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in M�nchen und Berlin, Kunsth�ndler und M�zen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer f�r bedr�ngte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner �beraus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schl�ssel f�r das Verst�ndnis deutscher Geschichte der ersten H�lfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen �ber die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal j�hrt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigent�mlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther st��t - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf au�ergew�hnliche B�cher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich f�r diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese sch�ne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Gro�en des 20.Jh. zusammentraf (u.a. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Milit�r, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinf�hrer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in M�nchener und Berliner K�nstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schlie�lich die �bernahme des heruntergewirtschafteten v�terlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 musterg�ltig saniert (wodurch er �ber Jahre hinweg zahlreiche Arbeitspl�tze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begr�nden, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen L�ndern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort f�r Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gespr�chs, der Humanit�t, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerst�nde, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren l�sst Veltheim auf seinen Besitzungen �ber 1 Million (!) B�ume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Fl�chen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterst�tzt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich gepr�gt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Sch�ler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und S�dostasien (seine drei B�cher dar�ber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen �berlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabh�ngiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn �u�erlich in Ostrau, aber um so mehr h�lt er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angeh�rt; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schlie�lich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 gen�tigt zu fl�chten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitl�ufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterst�tzt ihn nun seinerseits. 70j�hrig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel F�hr. Er f�rderte K�nstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquit�tenh�ndler. Einige seiner Freunde (u.a. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht �ber Geb�hr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Br�ckenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde l�sst sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bez�glich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebens�berblick gegeben. Daf�r geb�hrt ihm gro�er Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem K�lner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endg�ltige Ruhest�tte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches �ber den au�ergew�hnlichen Adligen. Vieles spricht daf�r. Weites Land tr�gt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr �ber Schl�sser und L�ndereie. Bestandsnummer des Verk�ufers BN9278

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